Einleitung
Da ich Oldtimer-Motorräder sammle, nicht nur aus Faszination, sondern, zumindest als Begründung meiner Frau gegenüber, auch als gewisse Wertanlage, mache ich mir immer wieder Gedanken über die Zukunft der Oldtimer. Wie wird es damit weitergehen? Wie lange wird man noch Treibstoff bekommen? Wie lange dürfen sie im öffentlichen Straßennetz überhaupt noch gefahren werden?
E-Fuels sind in aller Munde, wenn es darum geht, den Verbrennungsmotoren ein längeres, aber grünes Fortbestehen zu sichern. Ich habe die Verbindung von E-Fuels und Oldtimern das erste Mal letztes Jahr in Goodwood gesehen. Dort wurden die meisten Fahrzeuge erfolgreich mit E-Fuels betrieben. Egal, ob es F1-Renner waren, die von Sebastian Vettel vorgeführt wurden, oder ein Fiat S76, Baujahr 1911, mit 28,4 Litern Hubraum.
Dieses Jahr häuften sich die Nachrichten, dass E-Fuels erfolgreich in immer mehr Rennklassen eingesetzt werden und immer mehr Oldtimer-Clubs diesen Sprit testen. Das machte mich neugierig. Wer stellt denn so einen Sprit überhaupt her? Was bedeutet es, diesen in seinem Oldtimer einzusetzen? Und bekommt man ihn überhaupt als Otto Normalverbraucher?
Herstellung von E-Fuels: Ein technologischer Überblick
E-Fuels werden durch eine Kombination aus erneuerbarer Energie und atmosphärischem CO2 hergestellt. Dieser Prozess beginnt mit der Elektrolyse, bei der Wasser mittels Strom, der idealerweise aus Wind- oder Solarenergie stammt, in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird. Der Wasserstoff wird dann mit CO2 in einem Prozess namens Fischer-Tropsch-Synthese zu synthetischem Benzin oder Diesel umgewandelt. Diese Kraftstoffe sind vollständig kompatibel mit bestehenden Verbrennungsmotoren und können eine kohlenstoffneutrale Alternative zu herkömmlichem Benzin bieten.
Beschaffung:
Also wandte ich mich an die Firma P1 Fuels, die in all den Berichten als Lieferant genannt wurde.
P1 Fuels ist ein innovatives Unternehmen, das sich der Entwicklung und Förderung von E-Fuels widmet. Ihr Ziel ist es, bis 2030 eine führende Rolle auf dem Markt für nachhaltige Kraftstoffe zu übernehmen. P1 Fuels unterstützt bereits mehrere Motorsportveranstaltungen und arbeitet daran, E-Fuels als praktikable Lösung für den breiten Markt zu etablieren. Durch die Förderung dieser Technologie trägt P1 Fuels dazu bei, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor signifikant zu senken.
Wer von euch tiefer in die Materie eintauchen möchte, hier ein interessantes Interview von Formel1.de mit Ralf Schumacher und Benjamin Cuyt von P1.
Der Bezug des Treibstoffes ist jedoch etwas anders, als wir es gewohnt sind. Es gibt noch kein Tankstellennetz, an dem man den Sprit bekommt.
Da P1 Fuels in der Rennsportszene sehr stark vertreten ist, läuft die Beschaffung des Sprits ähnlich ab. Man kauft ihn in 54-Liter-Fässern.
Kosten:
Was kostet denn nun so ein Sprit? Nun ja, er ist noch etwas teurer als der Sprit an der Tankstelle. Aber dieser Vergleich hinkt eigentlich, denn P1 Fuels stellt zertifizierten Rennsprit her und keinen 08/15-Treibstoff. Solcher Rennsprit kann als klassisches Benzin schon mal zwischen 5 und 9 Euro pro Liter kosten. Da sind die P1 Fuel-Kosten von 5 bis 6 Euro konkurrenzfähig.
Wie ist P1 Fuels zu verwenden?
Ganz einfach! So wie der klassische Sprit. Einfach reinkippen! Es ist weder ein Problem, ihn als 2-Takt-Gemisch zu fahren, noch ihn mit normalem Benzin zu mischen, wenn noch etwas vom alten Sprit im Tank ist.
Vorteile für Oldtimer – Was bringt das Ganze?
Einerseits ist es etwas für den ambitionierten Umweltaktivisten, der ein Zeichen setzen und seinen Oldtimer CO2-neutral betreiben möchte. Doch seien wir mal ehrlich: Der Großteil wird am Sprit nichts ändern, solange klassischer Treibstoff noch verfügbar ist und keinerlei Einschränkungen verursacht. Aber es gibt noch einen sehr triftigen Grund, weshalb es Sinn macht, seinen Oldtimer bereits jetzt mit E-Fuels zu betreiben: Dieser Treibstoff hat KEINERLEI VERFALL! Also auch wenn er Monate oder Jahre im Motorrad ist, soll dieser Sprit nicht ausflocken und die Vergaser verlegen.
Der Test
Bis jetzt sind das alles Versprechen vom Hersteller. Aber wenn es tatsächlich stimmt, dass der Sprit stabil bleibt und keine Korrosionen an den Vergasern verursacht, dann lohnt es sich bei meinen weit über 40 Vergasern in der Flotte durchaus, umzusteigen.
Erst vor kurzem musste ich bei meinen Vespas Vergaser und Tank samt aller Komponenten der Spritversorgung reinigen, da sich nur noch ein grausiger grüner Schlatz darin befand. Ganz zu schweigen von den Schauergeschichten über sich auflösende Düsen im E10-Sprit.
Also werde ich P1 Fuels in meiner Flotte testen und darüber berichten!

